Brustkrebs – Mammakarzinom

Jedes Jahr erkranken in Deutschland 69.700 Frauen und 750 Männer neu an Brustkrebs (Prognose 2020, RKI). Er ist damit die häufigste Krebserkrankung bei Frauen.

Wie entsteht Brustkrebs?

Warum Brustkrebs entsteht, darüber herrscht noch weitgehend Ungewissheit. Klar ist allerdings, dass ein entscheidender Schritt bei der Entwicklung jedes bösartigen Tumors die Veränderung des Erbgutes einer einzigen Zelle ist.

Erkrankungsrisiken

Diese Veränderung führt dazu, dass diese Zelle ihre natürliche Teilungshemmung verliert: Sie kann sich dann ungehindert vermehren, bis schließlich viele Millionen Zellen eine Geschwulst bilden. Die Veränderung des Erbgutes der Zelle kann auf unterschiedliche Weise entstehen. Wissenschaftliche Untersuchungen haben bereits eine Reihe von Faktoren herausgefunden, die das Risiko erhöhen, an Brustkrebs zu erkranken. Besonders im Blickpunkt ist zum Beispiel das weibliche Geschlechtshormon Östrogen, das für das Entstehen von Brustkrebs mit verantwortlich ist.

Risikofaktoren

• Übergewicht und zu wenig Bewegung; vor allem Fettgewebe im Bauchbereich erhöht den Insulinspiegel, der wiederum den Östrogenspiegel ansteigen lässt
• Alkohol an sich ist ein Risikofaktor, wirkt darüber hinaus aber auch auf den Östrogenhaushalt
• Rauchen
• Kinderlosigkeit oder späte Geburt des ersten Kindes
• früh einsetzende Menstruation
• spät einsetzende Menopause
• familiäre Vorbelastung
• abgeschlossene oder laufende Hormonersatztherapie

Zu Beginn einer Brustkrebserkrankung sind die Beschwerden so allgemein und uncharakteristisch, dass sie auch eine ganz andere Ursache haben können. Deshalb ist es wichtig, bei bestimmten Symptomen frühzeitig zum Arzt zu gehen. Er kann untersuchen, woran es liegt – und die nächsten Schritte einleiten.

Brustkrebs bei Männern

Übrigens: Auch Männer können an Brustkrebs erkranken. Besonders gefährdet sind Männer aus familiär vorbelasteten Familien. Im Vergleich zu der Zahl der betroffenen Frauen sind die Erkrankungszahlen zwar sehr gering, aber nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts erkranken jährlich etwa 750 Männer neu daran.

In bis zu zehn Prozent der Fälle beruht eine Krebserkrankung auf einer angeborenen genetischen Veranlagung. Die bekanntesten Gen-Mutationen sind BRCA 1 und BRCA 2 (BReast CAncer). Menschen mit einem hohen familiären Risiko sollten sich deshalb intensiv beraten lassen und regelmäßig zur Krebsfrüherkennung gehen.

Wie wird Brustkrebs festgestellt?

Viele Menschen haben Angst davor, in eine medizinische „Mühle“ zu geraten, wenn sie eine Krebserkrankung vermuten. So verständlich diese Angst auch ist: Je früher eine Erkrankung erkannt wird, desto besser sind in vielen Fällen die Heilungschancen.

Früherkennung

Wichtigstes Ziel bei der Früherkennung von Brustkrebs ist es, die Zahl der tumorbedingten Todesfälle zu senken. Außerdem können früh entdeckte und daher kleinere Tumoren weniger ausgedehnt (zum Beispiel brusterhaltend) operiert und zum Teil insgesamt schonender behandelt werden. Die gesetzlichen Krankenkassen bieten Frauen ab 30 Jahren an, sich ihre Brust einmal im Jahr von einem Arzt/einer Ärztin abtasten zu lassen.

Für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren bieten die gesetzlichen Krankenkassen eine qualitätsgesicherte Röntgenuntersuchung der Brust an, zu der Sie alle zwei Jahre eingeladen werden (Mammographie-Screening-Programm).

Untersuchungen bei Verdacht

• Ihre Krankengeschichte (Anamnese)
• Körperliche Untersuchungen
• Tastuntersuchung
• Röntgenuntersuchung der Brust (Mammographie)
• eventuell ergänzend Ultraschalluntersuchung der Brust (Mammasonographie)
• eventuell ergänzend Magnetresonanztomographie (MRT)
• Gewebeentnahme (Biopsie)

Therapie bei Brustkrebs

Die Behandlung von Brustkrebs soll die Erkrankung dauerhaft heilen oder den Tumor zumindest „in Schach halten“. Wenn Brustkrebs nicht behandelt wird, breitet er sich aus, streut im Körper Tochtergeschwülste und führt früher oder später zum Tod.
Klassifikation des Tumors.

Brustkrebs ist nicht gleich Brustkrebs, die einzelnen Tumore unterscheiden sich in ihren Merkmalen. Für die Behandlung ist es wichtig, diese Merkmale in einer Art „Steckbrief“ der Erkrankung zusammenzustellen, der Klassifikation des Tumors.

Dazu gehören die Informationen darüber, zu welchem Zelltyp der Krebs gehört, wie bösartig er ist, wie schnell er wächst, ob er bereits die Organgrenzen überschritten oder sich sogar im Körper ausgebreitet hat. Es ist sehr wichtig, diese Einzelheiten genau zu kennen. Erst dann lässt sich eine Behandlung zusammenstellen, die für den Patienten und den Verlauf seiner Erkrankung maßgeschneidert ist.

Grundsätzlich stehen bei der Behandlung von Brustkrebs zahlreiche Möglichkeiten zur Verfügung. Zu den häufigsten Maßnahmen zählen die Operation, Chemo- / Antikörpertherapie, antihormonelle Therapie und Strahlentherapie.

• Wenn die Diagnose zweifelsfrei ergeben hat, dass Brustkrebs vorliegt, ist in den meisten Fällen ein chirurgischer Eingriff notwendig. Heute kann auf die Amputation der Brust zugunsten der sogenannten brusterhaltenden Operation häufig verzichtet werden.

• Die Chemotherapie ist wie die Strahlentherapie deshalb erfolgreich, weil die verabreichten Medikamente (Zytostatika) Krebszellen deutlich stärker angreifen als normales Gewebe. Es handelt sich um Zellgifte, die das Wachstum der Zellen stoppen oder eine weitere Vermehrung unterbinden. Deshalb wirken Zytostatika vor allem auf sich teilende Zellen. Eine Chemotherapie kann sowohl vor als auch nach einer Operation indiziert sein.

• Bei gut einem Viertel aller Brustkrebserkrankungen kann auf den Tumorzellen ein Oberflächenmarker, der HER2-neu Rezeptor, nachgewiesen werden. Bildet der Tumor diesen Marker besonders stark, ergibt sich die Möglichkeit, zusätzlich zur Chemotherapie eine gezielte Immuntherapie und sogenannten Antikörpern einzuleiten.

• Ziel der Strahlentherapie ist es, eventuell im Operationsgebiet oder im Bereich der Lymphknotenstationen verbliebene Tumorzellen oder kleinste Metastasen zu zerstören. Neue Bestrahlungsgeräte ermöglichen es, diese Therapie wirksam und trotzdem schonend einzusetzen.

• Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass die meisten Tumoren der weiblichen Brust hormonabhängig sind, das heißt, dass bei diesen Tumoren die Regulation des Wachstums durch Hormone und Antihormone beeinflusst werden kann. Ist ein Tumor hormonempfindlich, werden die Krebszellen durch Hormone zum Wachstum angeregt, andererseits lässt sich ihr Wachstum stoppen oder verlangsamen, wenn ihnen die Hormone entzogen werden (Antihormontherapie).

Die komplementäre Therapie ist im Gegensatz zu alternativen Heilmethoden Teil der wissenschaftlichen Medizin. So gibt es heute schon eine Reihe von natürlichen Heilmethoden, die allgemein als Teil der Behandlung anerkannt sind und damit eigentlich zur Schulmedizin gehören. Im strengen Sinne sind Bewegung, körperliche Aktivität und Sport, aber auch ausgewogene Ernährung oder die Beteiligung an einer Selbsthilfegruppe Formen von komplementärer Medizin. In der Tumortherapie können Mittel der komplementären Therapie in Abstimmung auf die Schulmedizin ergänzend angewendet werden. Dieser unterstützende Einsatz kann sehr hilfreich sein. So kann komplementäre Medizin doppelt unterstützen: Sie hilft gegen leichte Beschwerden, und sie fördert die Selbstständigkeit und Autonomie der Patienten.

Rehabilitation und Nachsorge nach Brustkrebs

Rehabilitation und Nachsorge sind wesentliche Bestandteile der onkologischen Versorgung. Nach der Akutversorgung im Krankenhaus sind Rehabilitationskliniken, Fach- und Hausarzt wichtig für die weitere Betreuung und Begleitung. Wenn die erste Behandlungsphase (Primärbehandlung) einer Krebserkrankung – also Operation und/oder medikamentöse Tumortherapie und/oder Strahlentherapie – geschafft ist, beginnen Rehabilitation und Tumornachsorge.

An den Krankenhausaufenthalt kann sich direkt oder zeitnah eine Anschlussheilbehandlung (AHB) anschließen, damit der Betroffene möglichst schnell sein Alltags- und Berufsleben wiederaufnehmen kann. Allen Betroffenen soll eine fachspezifische Rehabilitation angeboten werden. Bei fortbestehenden Beschwerden sollen sie über die Möglichkeit weiterer Rehabilitationsmaßnahmen aufgeklärt werden.

Die Behandlung einer Krebserkrankung verändert das Leben des Betroffenen und seiner Angehörigen. Danach wieder in den Alltag zurückzufinden, ist nicht immer leicht und oft eine große Herausforderung für den Krebskranken. Familie, Freunde, Kollegen, Ärzte und eventuell auch andere berufliche Helfer, zum Beispiel Sozialarbeiter, Mitarbeiter von kirchlichen Institutionen, Beratungsstellen sowie Psychologen können den Betroffenen dabei unterstützen.
Wichtig ist, die verschiedenen Möglichkeiten und Angebote zu kennen. Dann fällt es leichter, die Zukunft zu planen und zu gestalten.

Aufgaben der Tumornachsorge sind

• Rechtzeitig zu erkennen, wenn die Krankheit wieder auftritt (Tumorrezidiv)
• Begleit- oder Folgeerkrankungen festzustellen und zu behandeln sowie
• bei körperlichen, seelischen und sozialen Problemen zu helfen.

Dazu gehört auch, dass Schäden oder Behinderungen, die durch die Krankheit entstanden sind, so weit wie möglich behoben werden und die Betroffenen – wenn sie es wünschen – wieder berufstätig sein können